Layer-Bildung im Rahmen der Lifo-Methode
- Eva Heinz-Zentgraf
- 8. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Bilanzierung ist die Kunst...
... aus einem Zahlenchaos einen klaren Jahresabschluss zu formen.
Besonders spannend wird es, wenn wir uns in die Tiefen der sogenannten (Achtung, langes Wort 😄) Bewertungsvereinfachungsverfahren wagen – darunter finden wir dann wiederum die Layer-Bildung.
Eine Methode, die in der Welt der Bilanzierenden und Steuerberater gleichermaßen für leuchtende Augen und Stirnrunzeln sorgt.
Doch keine Angst, wir schauen uns das Thema heute in aller Ruhe an!
Warum Bewertungsvereinfachungen wichtig sind
Stellen Sie sich vor, ein Lager sei eine sehr große Torte. Auf dieser Torte türmen sich als Schichten die Bestände des Unternehmens auf – Waren, Rohstoffe oder Produkte. Jede Bewegung im Lager – sei es ein Einkauf oder ein Verbrauch – verursacht Buchungen und damit neue Schichten.
Der Gesetzgeber bietet jedoch mit Bewertungsvereinfachungsverfahren wie Lifo (Last-in-first-out) oder Fifo (First-in-first-out) praktikable Alternativen zur Einzelbewertung.
Die Layer-Bildung im Lifo-Verfahren spielt hier eine besondere Rolle. Sie schafft Übersichtlichkeit in der buchhalterischen Abbildung der Warenbewegungen und sorgt dafür, dass am Ende des Geschäftsjahres plausible Werte in der Bilanz stehen.
Doch wie funktioniert das?
Lifo – mehr als nur eine Verbrauchsfolge
Das Lifo-Verfahren folgt dem Prinzip „Last in, first out“, also: Die zuletzt angeschafften Waren oder Rohstoffe werden als erstes verbraucht.
Im Gegensatz zum Fifo-Prinzip, bei dem die ältesten Bestände zuerst verbraucht werden, lässt Lifo die älteren Schichten (Layer) länger im Lager stehen.
Diese Methode ist nicht nur eine buchhalterische Fiktion, sondern sie hat auch steuerliche und finanzielle Vorteile.
Beispielsweise wird durch die Bewertung der Bestände zu den älteren, meist günstigeren Einkaufspreisen der Gewinn reduziert – und damit auch die Steuerlast.
Gesetzliche Grundlage:
§ 256 Satz 1 HGB erlaubt die Anwendung der Lifo-Methode im Handelsrecht.
Im Steuerrecht ist gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2a EStG ausschließlich das Lifo-Verfahren als Verbrauchsfolgeverfahren zulässig.
Layer-Bildung: Das Herzstück des Lifo-Verfahrens
Die Layer-Bildung beschreibt die Aufteilung der Lagerbestände in verschiedene Schichten, die jeweils den Anschaffungskosten eines bestimmten Zeitraums entsprechen.
Funktionsweise
Erfassung der Zugänge: Jeder Zugang an Waren wird als neuer Layer angelegt, bewertet mit den jeweiligen Anschaffungskosten.
Verbrauch aus den neuesten Schichten: Beim Verbrauch wird immer die jüngste Schicht (der zuletzt angelegte Layer) zuerst abgebaut.
Bestandsveränderungen: Nach jedem Verbrauch wird überprüft, welche Layer noch existieren und wie hoch ihr Bestand ist.
Ein praktisches Beispiel:
Januar: 100 Einheiten à 10 Euro (Layer 1)
Februar: 50 Einheiten à 12 Euro (Layer 2)
März: Verbrauch von 60 Einheiten → 50 Einheiten aus Layer 2 + 10 Einheiten aus Layer 1
Die Layer-Bildung bietet dabei eine präzise Übersicht über die Bestände und deren Bewertungsgrundlage.
Permanentes vs. Periodisches Lifo
Es gibt zwei Hauptmethoden, das Lifo-Verfahren anzuwenden, und sie unterscheiden sich maßgeblich in der Komplexität und Genauigkeit.
Permanentes Lifo
Hier wird die Layer-Bildung fortlaufend während des Geschäftsjahres aktualisiert.
Jeder Zu- und Abgang wird sofort verarbeitet. Dies sorgt für eine äußerst präzise Abbildung der Bestandswerte, erfordert aber auch eine detaillierte Buchführung.
Periodisches Lifo
Bei dieser Variante werden die Schichten nur am Bilanzstichtag berechnet.
Es zählt der Endbestand, und es wird rückwirkend geprüft, welche Layer noch vorhanden sind. Dieses Verfahren ist einfacher, da es nicht die laufende Erfassung der Layer erfordert, aber weniger präzise.
Besonderheit:
Nur das permanente Lifo erlaubt eine vollständige Layer-Bildung; im periodischen Lifo sind Layer oft nicht mehr vollständig rekonstruierbar.
Rechtliche Einschränkungen und praktische Grenzen
Kein Lifo ohne tatsächliche Übereinstimmung
Das Lifo-Verfahren darf nur angewandt werden, wenn die tatsächliche Verbrauchsfolge den Annahmen entspricht (R 6.9 II S. 1 EStR).
Ein gutes Beispiel, wo Lifo ausgeschlossen ist, wäre ein Autohändler, der ältere Fahrzeuge zuerst verkauft.
Abweichungen zwischen Handels- und Steuerbilanz
In der Handelsbilanz sind neben Lifo auch andere Methoden wie Fifo zulässig, in der Steuerbilanz jedoch nicht.
Hier ergibt sich oft ein Spannungsfeld, das Unternehmen durch doppelte Buchführungsstrategien lösen müssen.
Verzicht auf Layer-Bildung
Bei kleinen Unternehmen, die mit einem Festwert (§ 240 Abs. 3 HGB) oder Durchschnittsbewertungen arbeiten, ist eine Layer-Bildung nicht notwendig.
Hier genügt eine pauschale Bestandsbewertung.
Quintessenz
Die Layer-Bildung im Lifo-Verfahren ist ein geniales Werkzeug, um Lagerbewegungen transparent und steueroptimal zu erfassen.
Auch wenn die Methode in der Praxis eine erhöhte buchhalterische Sorgfalt erfordert, bietet sie durch die präzise Abbildung von Beständen und Anschaffungskosten enorme Vorteile.
Wer sich an diese Methode wagt, sollte gut organisiert sein und ein solides Verständnis der rechtlichen Vorgaben mitbringen.
Denn wie so oft in der Buchführung liegt die Kunst im Detail!
Der Download
Hier habe ich Ihnen eine FAQ zur Lifo-Methode und Layer-Bildung erstellt.
Damit bleiben dann kaum Fragen offen 😄