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Internes Rating

In der Betriebswirtschaft versteht man unter einem Rating die Bonitätseinstufung eines Unternehmens oder eines Landes. Mit der Bonität beziehungsweise dem Rating wird ausgedrückt, wie kreditwürdig ein Unternehmen oder ein Land ist. Je besser das Rating, desto kreditwürdiger, d.h., je höher die Wahrscheinlichkeit aus Sicht der Bank, dass gewährte Kredite ohne Probleme zurückgezahlt werden. Und desto besser sind die Konditionen, sprich die Zinsen, die für einen Kredit gezahlt werden müssen.

 

Von einem Rating hängt aber nicht "nur" die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens ab. Auch andere Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten, informieren sich im Vorfeld einer Geschäftsanbahnung häufig über die Bonitätseinstufung eines Unternehmens. Denn sie wollen etwa wissen, wie zuverlässig ein Kunde seine Rechnungen voraussichtlich begleichen kann und wird. Lieferanten bestehen bei schlechtem Rating u.U. auf Vorkasse oder zumindest hohen Abschlagszahlungen. Oder Geschäftsbeziehungen kommen schlicht nicht zustande, wenn potenzielle Kunden zu der Ansicht gelangen, dass die Risiken zu hoch sind.

 

Um die Kreditwürdigkeit realistisch einschätzen zu können, analysieren Banken und Auskunfteien zahlreiche Unterlagen, etwa Jahresabschlüsse, Planungen oder Branchenentwicklungen. Der Ratingprozess ist zumindest grundsätzlich standardisiert; es gibt aber von Institut zu Institut geringfügige Unterschiede. Im Beitrag geht es um Unternehmens- nicht um Länderratings.

 

Rating 

 

Mit einem Rating, einer Bonitätsbewertung, wird die Leistungsfähigkeit und die wirtschaftliche Lage von Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern beurteilt. Ein Rating hat erheblichen Einfluss z.B. auf die Kreditkonditionen (Zinsen) oder darauf, ob es gelingt, neue Geschäftspartner, etwa Kunden oder Lieferanten zu gewinnen. 

 

Ein schlechtes Rating verringert die Chancen, an einen günstigen Kredit zu gelangen oder ihn überhaupt zu bekommen. Außerdem kann es dazu führen, dass es schwieriger wird, neue Geschäftspartner zu gewinnen. Hintergrund ist, dass viele Unternehmen, bevor sie mit einem neuen Geschäftspartner zusammenarbeiten, bei einer Bank oder Auskunftei die Bonität des Unternehmens erfragen. 

 

Bei einem guten Rating stehen die Aussichten gut, neue Kunden zu akquirieren oder Lieferanten gewinnen zu können. Bei einem schlechten Rating sind die Erfolgsaussichten oft mäßig. Das Problem für betroffene Unternehmen ist, dass sie selbst in der Regel nicht erfahren, ob und wer das Rating abfragt und wie er sich auf Basis der erhaltenen Informationen letztendlich entscheidet. Daher sollte jeder Unternehmer ein ausgeprägtes Interesse haben, eine gute Bonitätseinstufung zu bekommen. 

 

Internes und externes Rating 

 

Grundsätzlich wird zudem zwischen einem internem und einem externen Rating unterschieden. 

 

Von einem internen Rating spricht man, wenn die Bank eine Bonitätsprüfung durchführt, oft im Zusammenhang mit einem Kreditantrag. 

 

Von einem externen Rating spricht man, wenn z.B. eine Rating-Agentur die Bewertung vornimmt. Externe Ratings werden u.a. erstellt, um Investoren oder Aktionäre über das Leistungsvermögen eines Unternehmens zu informieren. Im weiteren Verlauf wird auf interne Ratings eingegangen, da diese gerade für mittelständische Unternehmen wichtiger sind und regelmäßig vorkommen. 

 

Bonitätseinstufung erfolgt mit quantitativen und qualitativen Faktoren

 

Das Rating setzt sich aus "harten" Größen sogenannten quantitativen Faktoren, wie Jahresabschlüssen (bei Selbstständigen / Freiberuflern: Einnahmen-Überschuss-Rechnung), privaten Steuererklärungen und Finanzkennzahlen und "weichen" Größen sogenannten qualitativen Faktoren, etwa Managementqualität und Branchenzugehörigkeit zusammen. 

 

Der Übergang von quantitativen zu qualitativen Faktoren ist aber oft fließend, und kann von Banken unterschiedlich gehandhabt werden. 

 

Maßnahmen zur Verbesserung des Ratings eines Unternehmens

 

Quantitative Faktoren

 

  • Erhöhung des Eigenkapitals
  • Abbau von Schulden & Verbindlichkeiten
  • Umwandlung von Verbindlichkeiten in Mezzanine-Kapital
  • Einhaltung der Fristen
  • Verringerung der Vorräte
  • Forderungsmanagement einführen oder verstärken
  • Ausweis guter Ertragslage
  • Begrenzung der Geschäftsführer und Vorstandsgehälter

Qualitative Faktoren

 

  • Vorhandensein eines Unternehmenskonzeptes
  • Kundenorientiertes Marketing (Marketingmix)
  • Mitarbeiterentwicklung & Erhöhung der Motivation
  • Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen
  • Zertifizierung
  • Qualitätsmanagement
  • Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie
  • Abstimmung von Ökologie und Ökonomie
  • Nachfolgeregelung

 

Bei internen Ratings gibt es oft weitere Faktoren, die für die Bonitätseinstufung relevant sind. Beispielsweise wird geprüft, ob es Warnsignale gegeben hat, die zu einer schlechteren Einstufung führen. Aus Sicht der Banken gehören z.B. ungeplante Überziehungen oder zurückgegebene Lastschriften zu den Warnsignalen, da diese den normalen Geschäftsbetrieb stören und auch darauf hindeuten, dass ein Betrieb seine Finanzlage nicht oder nur bedingt im Griff hat. Dann wird davon ausgegangen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig zu Problemen kommen wird. Entsprechend restriktiv verhalten sich die Institute bei der Kreditvergabe oder -verlängerung. 

 

Alle Faktoren werden von Banken, Auskunfteien oder Rating-Agenturen geprüft und bewertet und am Ende erhält man eine "Note", die Bonitätseinstufung oder Rating-Klasse. Mit der Note wird ausgedrückt, wie hoch die Ausfallwahrscheinlichkeit ist. Je höher die Stufe, desto besser ist die Ratingnote und umgekehrt. Eine Ausfallwahrscheinlichkeit von z. B. 2 % bedeutet, dass von 100 Unternehmen, die in diese Klasse eingeordnet werden, innerhalb eines Jahres im Schnitt zwei Betriebe ausfallen werden. 

 

Es gibt keine einheitliche Bewertung, und die Noten werden z.B. mit Punkten, Buchstaben, Klassen oder Symbolen ausgedrückt. Bei den Sparkassen beispielsweise gibt es 18 Klassen; die Creditreform arbeitet mit Punkten von 100 (Top-Wert) bis 600 (schlechtester Wert) und bei der Schufa erfolgt die Bewertung in Prozenten (100 % ist der beste, 1 % der schlechteste Wert). Die harten Faktoren fließen meist mit einem etwas höheren Gewicht in die Note ein als die weichen Faktoren.

 

Ablauf des internen Ratings

 

Zwar beobachten Banken unabhängig von einem Kreditantrag genau, wie sich Kontoführung und Zahlungsverhalten von Kunden entwickelt. Gibt es hier keine Warnsignale oder K.-o.-Kriterien, wie z.B. Kontopfändungen oder negative Einträge über den Unternehmer bei Auskunfteien, können Unternehmer oft ohne umfassende Prüfungen kleinere Kredite erhalten. Meist liegt die Grenze bei 100.000,00 Euro bis 150.000,00 Euro bzw. maximal 25% vom Umsatz oder dem Zweifachen der Personalkosten. 

 

Ein umfassendes internes Rating wird dagegen vorgenommen, wenn Kunden einen Kredit von ihrer Bank wünschen, der oberhalb der genannten Grenzen liegt oder wenn zu erwarten steht, dass es möglicherweise zu Problemen kommt, etwa weil der Kunde früher schon mal säumig gewesen ist. Abbildung 1 zeigt, wie ein Rating im Kern abläuft; es gibt aber kleinere Unterschiede von Bank zu Bank. Die Dauer eines internen Ratings beträgt meist 4 bis 6 Wochen, in Einzelfällen kann es länger dauern. 

 

Der erste Schritt ist die Frage nach einem Kredit bzw. das Stellen eines Kreditantrags. Darauf folgen meist zwei oder mehrere Gespräche, bei denen man aus unternehmerischer Sicht zunächst klären sollte, wie der Ablauf beim gewählten Institut genau ist und welche Unterlagen man in welcher Form vorlegen sollte und wie der zeitliche Ablauf geregelt werden soll. Hat man mit der Bank bereits einen Ratingprozess durchlaufen, sollte nach evtl. Änderungen gefragt werden.

 

Im Anschluss müssen die verlangten Unterlagen erstellt und eingereicht werden. Abb. 2 zeigt, welche Unterlagen das sein können. 

 

Wichtig: Nicht immer werden alle Unterlagen verlangt, man sollte sie aber zumindest bereithalten oder kurzfristig erstellen können, wenn die Bank nachfragt. Je besser die Bank ein Unternehmen kennt und je mehr der Unternehmer die Bank über wichtige Dinge von sich aus informiert, desto eher kann man auf die Bereitstellung von Dokumenten verzichten. In jedem Fall sollte es zusätzlich noch eine Vorhabenbeschreibung mit Berechnungen geben, etwas eine Investitionsrechnung. 

 

Hat die Bank zusätzlichen Informationsbedarf, kann es vorkommen, dass sie sich das Unternehmen persönlich ansieht und weitere Gespräche im Betrieb führt, z.B. mit Führungskräften oder der Buchhaltung. Betriebsbesichtigungen sind nicht obligatorisch, aber möglich. Unternehmer sollten auch das im Vorfeld klären und sich vorbereiten, um den Betrieb positiv darzustellen. Die Buchhaltung sollte aktuell, die Geschäftsräume aufgeräumt und man sollte in der Lage sein, Abläufe, Produkte oder Ausstattung kurz und verständlich zu erklären. 

 

Im Anschluss folgen die eigentlichen Prüfungen durch die Bank, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das heißt, es werden z.B. Jahresabschlüsse, Kontoverhalten, Planungen, Organisation usw. analysiert und bewertet.

 

1. Allgemein / Vorbereitung

  • Kredit-/Vor-)Gespräche
  • Einreichung der Unterlagen durch das Unternehmen
  • Zusammenstellung externer Unterlagen
  • Betriebsbesichtigung (optional), zusätzliche Interviews 

2. Quantitative Prüfung

  • Jahresabschlussanalyse
  • Planungsanalyse - strategisch und operativ

3. Qualitative Prüfungen

  • Management-Analyse
  • Analyse Unternehmensorganisation
  • Analyse Unternehmensentwicklung
  • Analyse Markt- und Wettbewerb 

4. Erstellung Rating

  • Dateianreicherung, Kontoanalyse, Warnhinweise, K.o. Kriterien
  • Erstellung Rating Note und Diskussion Rating-Urteil
  • Bewertung aller Unterlagen, Kriterien und Sicherheiten
  • Konditionsverhandlung /-gestaltung und Kreditvertrag

 

Quintessenz

 

Jedes Unternehmen, das einen Kredit benötigt oder einen bestehenden Kredit verlängern will, wird von der Bank einer Prüfung und Bewertung der Zahlungs- und Leistungsfähigkeit unterzogen. Der Vorgang wird als Rating bezeichnet. Die Bank prüft anhand von Unterlagen wie Jahresabschlüsse, Planungen und Kennzahlen, wie leistungsfähig ein Unternehmen heute ist und voraussichtlich in Zukunft sein wird.

 

Das Ergebnis eines Ratings ist eine "Note", mit der ausgedrückt wird, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Unternehmen den gewährten Kredit zurückzahlt. Je besser die Note, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Darlehen mit günstigen Zinsen erhält und umgekehrt.