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Analyse der Vermögensdeckung

Autorenbild: Eva Heinz-ZentgrafEva Heinz-Zentgraf
Effektives Zeitmanagement


In der Unternehmenswelt geht es immer um Balance...


...sei es bei der Liquidität, den Risiken oder den laufenden Projekten.


Eine besondere Balance spielt jedoch oft im Hintergrund eine wesentliche Rolle und wird trotzdem gerne übersehen: die Balance der Finanzierung über Zeiträume hinweg. Die horizontale Vermögensdeckung ist hier der Schlüsselbegriff. Sie gibt Aufschluss darüber, ob das langfristig gebundene Vermögen eines Unternehmens auch mit entsprechend langfristigem Kapital gedeckt ist.


Ein Unternehmen, das hier ein solides Fundament legt, kann auch in stürmischen Marktphasen ruhig bleiben. Aber wie funktioniert das genau? Was bedeutet Fristenkongruenz und welche Kennzahlen spielen hier eine Rolle? Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der Kapitalstruktur und Vermögensdeckung!



Die Bedeutung der Fristenkongruenz bei der Vermögensdeckung

 

Der Begriff Fristenkongruenz mag erst einmal sperrig klingen, doch dahinter steckt ein einfaches Prinzip: die Übereinstimmung von Kapitalbindungs- und Finanzierungslaufzeit. In der Fachwelt wird das auch als "Goldene Bankregel" oder "Goldene Bilanzregel" bezeichnet. Was bedeutet das konkret? Ganz einfach: Die Laufzeit des Kapitals, das ein Unternehmen zur Verfügung hat, sollte mindestens so lang sein wie die Zeit, in der das investierte Kapital gebunden ist.

 


Praxisbeispiel: Die "Goldene Bilanzregel"

 

Stellen wir uns ein Unternehmen vor, das eine teure Maschine kauft, die mindestens 10 Jahre genutzt werden soll. Würde dieses Unternehmen den Kauf durch einen kurzfristigen Kredit finanzieren, den es schon nach einem Jahr zurückzahlen muss, könnte das fatale Folgen haben. Bereits nach einem Jahr steht es vor der Aufgabe, eine neue Finanzierung auf die Beine zu stellen – oft zu schlechten Konditionen und unter hohem Druck. Fristenkongruenz besagt hier, dass langfristiges Kapital für langfristige Investitionen genutzt werden sollte, was die finanzielle Stabilität und Planbarkeit deutlich erhöht.

 

Die Missachtung dieses Prinzips kann schnell zu einem Problem werden. Denn wenn das langfristig gebundene Kapital kurzfristig refinanziert werden muss, kann das Unternehmen gezwungen sein, sich frisches Kapital zu ungünstigen Konditionen zu beschaffen. Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten könnte das den finanziellen Druck erhöhen und unter Umständen sogar die Existenz des Unternehmens gefährden.

 


Anlagendeckungsgrade als Messinstrumente

 

Um die Einhaltung der Fristenkongruenz zu überwachen, greift man in der Finanzanalyse auf spezielle Kennzahlen zurück: den Anlagendeckungsgrad A und den Anlagendeckungsgrad B.


Diese Kennzahlen sind entscheidend, um zu verstehen, wie viel von den langfristig gebundenen Vermögenswerten (z. B. Maschinen, Gebäude, langfristige Wertpapiere) durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital gedeckt sind.

 


Anlagendeckungsgrad A – Die Basis der Eigenkapitaldeckung

 

Der Anlagendeckungsgrad A ist die konservative Messgröße der Fristenkongruenz. Er gibt an, wie viel Prozent des langfristigen Anlagevermögens (bewertet zum Restbuchwert, RBW) durch Eigenkapital gedeckt ist. In der Regel gilt: Eine Quote von mindestens 60 % ist ein positives Zeichen und zeigt, dass das Unternehmen über eine solide Finanzierungsbasis verfügt. Je höher der Anlagendeckungsgrad A, desto besser – denn ein hoher Wert signalisiert, dass das Unternehmen sein Anlagevermögen weitgehend ohne Fremdkapital finanziert.

 

Ein hoher Anlagendeckungsgrad A bedeutet auch eine geringere Verschuldung und eine damit verbundene niedrigere Anfälligkeit gegenüber Refinanzierungsrisiken. Ein Unternehmen mit einem hohen Eigenkapitalanteil kann wirtschaftliche Krisen besser überstehen und bleibt flexibler in seiner Finanzplanung.

 


Anlagendeckungsgrad B – Die umfassendere Betrachtung mit Fremdkapital

 

Der Anlagendeckungsgrad B geht einen Schritt weiter und bezieht neben dem Eigenkapital auch langfristiges Fremdkapital in die Betrachtung ein. Er gibt an, ob das langfristige Anlagevermögen vollständig durch langfristiges Kapital gedeckt ist. Ein Anlagendeckungsgrad B von 100 % oder mehr ist hier ideal und zeigt, dass das gesamte Anlagevermögen des Unternehmens mit langfristig gebundenem Kapital (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) finanziert ist.

 

Ein solcher Wert erfüllt die Anforderungen der Fristenkongruenz und schützt das Unternehmen vor dem Druck kurzfristiger Refinanzierungen. Der Vorteil dieser Kennzahl ist, dass sie eine realistischere Sicht auf die Kapitalstruktur bietet und die Finanzstabilität breiter abbildet, da auch langfristige Verbindlichkeiten in die Betrachtung einfließen.



Quintessenz

 

Die horizontale Vermögensdeckung ist ein essenzielles Konzept in der Unternehmensfinanzierung und zeigt, wie gut ein Unternehmen finanziell aufgestellt ist, um langfristige Investitionen stabil und unabhängig zu finanzieren.


Die Anlagendeckungsgrade A und B dienen dabei als nützliche Messinstrumente zur Überprüfung der Fristenkongruenz.

 

  1. Eine starke horizontale Vermögensdeckung signalisiert, dass ein Unternehmen über eine nachhaltige Kapitalstruktur verfügt und nicht von kurzfristigen Marktveränderungen abhängig ist.

  2. Ein hoher Anlagendeckungsgrad A zeigt, dass das Unternehmen einen großen Teil seines Anlagevermögens aus Eigenkapital finanziert und damit weniger anfällig für finanzielle Schwankungen ist.

  3. Der Anlagendeckungsgrad B zeigt, ob das Unternehmen sein Anlagevermögen vollständig durch langfristiges Kapital – also Eigen- und langfristiges Fremdkapital – finanziert und somit die Fristenkongruenz einhält.

  4. Die Einhaltung der Fristenkongruenz schützt das Unternehmen vor den Risiken einer kurzfristigen Refinanzierung und erhöht seine finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit.


Abschließend lässt sich sagen, dass die horizontale Vermögensdeckung nicht nur ein mathematischer Wert ist, sondern ein Indikator für die Gesundheit und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.


Unternehmer und Investoren sollten diese Kennzahlen im Blick behalten, um langfristig tragfähige und risikofreie Finanzstrukturen aufzubauen und zu pflegen.


 


 


Der Download


Hier habe ich Ihnen ein praktisches Glossar zur Horizontalen Vermögensdeckung und Kapitalstruktur stellt.


Damit haben Sie immer alle Begriffe schnell zur Hand!






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