· 

Lernstrategien

Richtig lernen will gelernt sein. Es gibt viele Strategien, mit denen man in der Klausurphase einfacher, schneller und somit besser lernen kann.

 

Aber nun mal ganz ehrlich, was sind Lernstrategien? Lernstrategien sind Vorgehensweisen, die man einsetzt, um Lernziele zu erreichen. Sie finden bewusst und unbewusst Anwendung. Sie unterscheiden sich je nach Art des Lernstoffs, der Situation und dem individuellen Lernstil. Lernstrategien sollten immer auf das Lernziel ausgerichtet sein. Sie tragen dazu bei, das gewünschte Ergebnis zu erzielen und das Erlernte im Langzeitgedächtnis zu verankern.

 

Im Gegensatz zu Lernstrategien beschreiben Lernmethoden und Lerntechniken konkrete Teilhandlungen, die man im Lernprozess anwendet. Somit sind sie etwas spezifischer.

 

Folgende Strategien können Sie – besonders im Hinblick auf Ihren persönlichen Lerntyp – anwenden, um sich den Lernstoff besser einzuprägen.

 

Visuelle Lernstrategien

 

Eine besonders effektive Lernstrategie ist das Anfertigen eines Mind Maps. Tony Buzan – der Erfinder dieser Technik – fühlte sich während seines Studiums von der großen Menge an Informationen überfordert und suchte nach Möglichkeiten, diese Daten besser verarbeiten zu können. Er beschäftigte sich ausgiebig mit den Prozessen des Lernens, des Denkens und der Kreativität und entwickelte schließlich das Konzept des Mind Mappings.

 

Grundidee dieses Konzeptes ist, dass Informationen nicht mehr linear in Listen oder Fließtexten, sondern mittels einer Art Landkarte(engl.: „Map“) zusammengestellt werden. Er verzichtete dabei bewusst auf überflüssige Füllwörter und verwendete ausschließlich Schlüsselbegriffe, die durch den zusätzlichen Einsatz verschiedener Schriftarten, Bilder, Zahlen, Codes usw. in ein räumliches Beziehungsmuster gesetzt wurden.

 

Der Vorteil dieser Lerntechnik liegt auf der Hand: Eine große Menge von Informationen kann auf einem einzigen Blatt beziehungsweise auf einem Papier festgehalten werden, wobei auch die bedeutungsspezifischen Verbindungen zwischen den einzelnen Konzepten und Ideen dargestellt werden. Das erleichtert Ihnen eine ganzheitliche Sichtweise des Lernthemas und fördert somit die Flexibilität Ihres Denkens.

 

Das Gehirn arbeitet auf sehr komplexe und räumliche Weise. Der Aufbau eines Mind Maps entspricht diesem Arbeitsvorgang weitaus besser als eine lineare Aufstellung von Informationen, denn die Beziehungen, die zwischen den einzelnen Themenpunkten bestehen, können Sie nur so darstellen, wie das Gehirn es tut – nämlich räumlich. 

 

Gehen Sie bei der Erstellung eines Mind Maps nach den folgenden Punkten vor:

 

  1. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier zur Hand und setzen Sie in die Mitte der Seite das Lernthema. So machen Sie sich gleich zu Anfang einige Gedanken zur Reproduktion des Stoffes– eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Lernprozess.

  2. Gestalten Sie das zentrale Thema klein genug, um anschließend noch genügend Platz zu haben. Diesen benötigen Sie, um relevante Unterpunkte durch strahlenförmige Linien mit dem zentralen Lernthema zu verbinden. Stellen Sie sich dazu am besten ein Wagenrad vor: Die Radnabe entspricht dem Lernthema und die Speichen den Verbindungslinien zu den einzelnen Unterpunkten. Diese „Hauptäste“ begrenzen Sie auf etwa fünf oder sechs Stück. So bleiben Ihnen genügend Freiräume für das Hinzufügen von Informationen, die Ihnen vielleicht später noch einfallen.

  3. Benutzen Sie zum Notieren der Unterpunkte aussagekräftige Schlüsselbegriffe. Das spart Platz und animiert Ihr Gehirn später, das notwendige „Füllmaterial“ beizusteuern. Schreiben Sie dabei von innen nach außen, beginnen Sie beim zentralen Thema und arbeiten Sie sich von dort in alle Richtungen vor. Wenn Ihnen zu einem bestimmten Unterpunkt noch etwas einfällt, dann verknüpfen Sie diesen Gedanken ebenfalls durch eine Linie mit dem entsprechenden Unterpunkt.

  4. Benutzen Sie Farben, Symbole, kleine Bilder usw. Je bunter und vielfältiger Sie Ihr Mind Map gestalten, desto besser prägen Sie sich den Inhalt ein. Unterscheiden Sie Schlüsselbegriffe auch optisch nach ihrer Relevanz, schreiben Sie wichtige Punkte z. B. in GROSSBUCHSTABEN oder fett. Achten Sie bei der Verwendung von Bildern und Symbolen darauf, dass diese leicht erkennbar sind und dass Sie sich später auch daran erinnern können, was sie bedeuten.

  5. Lassen Sie zwischen den einzelnen Sinn- und Bedeutungseinheiten ausreichend Platz, so dass sich diese auch optisch voneinander unterscheiden. Sie können Unterpunkte, die in einem sinnhaften Zusammenhang stehen, auch mit Linien und/oder gleichen Farben kennzeichnen. Wichtig dabei ist, dass Sie auf den ersten Blick erkennen können, was zusammengehört und was nicht.

  6. Zu Beginn wird Ihnen das alles noch schwer fallen. Ziehen Sie das positive daraus: Misslingt Ihnen ein Mind Map, dann zeichnen Sie diese einfach noch mal. So erhöht sich der Lerneffekt, sowohl für das Zeichnen von Mind Maps, als auch für den Lernstoff, den Sie sich einprägen möchten.

 

Später können Sie dann das Mind Map zum Wiederholen und Üben des Lernstoffes einsetzen. Meistens genügt dann dabei ein Blick auf die Schlüsselbegriffe und die entsprechenden Verbindungen, um den gesamten Lernstoff erfolgreich reproduzieren zu können.

 

Eine andere visuelle Lernstrategie ist das Unterstreichen bzw. Markieren wichtiger Textpassagen. Hierbei achten Sie vor allem darauf, nicht nur wichtige Punkte hervorzuheben, sondern auch solche Informationen zu markieren, die Ihnen noch nicht bekannt sind. So ersparen Sie sich beim erneuten Lesen des Textes viel Zeit.

 

Bei der Markierung von Gesetzestexten rate ich, mehrere Farben zu verwenden. Denn ein Gesetzestext in neutralem Gelb markiert wird in kürzester Zeit unübersichtlich und am Ende finden wir doch nicht genau die Textpassage auf die es gerade ankommt.

 

Ich arbeite hier mit fünf Farben: Gelb, Pink, Grün, Orange und Grau. 🧐

 

Und ich habe Ihnen ein kleines Hinweisblatt erstellt, dass Sie sich hier einfach downloaden können:

 

Download
Markierungshinweise für Gesetzestexte
Eine einheitliche Markierung nach bestimmten Themenbereichen hilft sehr, sich in Gesetzestexten gut zurechtzufinden - nicht nur in der Prüfung, sondern auch beim Nachschlagen!
Markierungshinweise Gesetzestexte.pdf
Adobe Acrobat Dokument 178.2 KB

 

Auditive Lernstrategien

 

Gehören Sie zu den auditiven Lerntypen, dann versuchen Sie, sich mit den folgenden Strategien den Lernstoff besser einzuprägen:

 

  1. Nehmen Sie den Lernstoff auf einen Tonträger auf. Benutzen Sie dazu Ihre eigene Ausdrucksweise, achten Sie darauf, dass dabei keine wichtigen Informationen verloren gehen. Bei Gelegenheit können Sie sich den Stoff dann immer anhören, um ihn zu verinnerlichen. Möglichkeiten hierfür bietet nicht nur Ihr Arbeitszimmer: Sie können sich das Aufgenommene auch im Auto oder über Kopfhörer auch während einer Bus- oder Bahnfahrt anhören.

  2. Lesen Sie sich das Gelernte laut vor. Je nach Stoff können Sie dabei Ihre Stimme modulieren. Lesen Sie bestimmte Inhalte laut, leise, lustig oder traurig – je nachdem, was am besten zum Inhalt passt. Eine Information prägt sich dann besonders gut ein, wenn sie mit bestimmten Gefühlen verknüpft ist. Durch eine entsprechende Betonung können Sie solche Gefühle „simulieren“. Je öfter Sie sich in dieser Art des Vorlesens üben, desto leichter wird es Ihnen fallen, bestimmte Gefühlsregungen heraufzubeschwören.

  3. Suchen Sie sich einen Partner zum Lernen, dem Sie bestimmte Lerninhalte beschreiben können. Beschreiben Sie diese Inhalte mit Ihren eigenen Worten und achten Sie darauf, möglichst viele Einzelheiten einzubeziehen. Geben Sie Ihrem Lernpartner vorher die Anweisung, Sie zu unterbrechen, wenn ein bestimmter Sachverhalt nicht deutlich genug übermittelt wurde. Dann beschreiben Sie den Sachverhalt erneut und versuchen, ihn dabei noch ausführlicher zu erklären. Gerade bei neu erlerntem Stoff eröffnen sich dabei bisher unerkannte Zusammenhänge, die Sie dank Ihrer eigenen Ausführungen nicht mehr vergessen werden. 

  4. Ein weiterer Vorteil dieser Strategie ist es, dass Sie auf relative einfache Weise überprüfen können, wie viel Sie vom Lernstoff begriffen haben und worauf Sie in Zukunft besonders achten müssen.

 

Kinästhetische Lernstrategien

 

Wenn Sie ein kinästhetischer Lerntyp sind, werden Ihnen die folgenden Lernstrategien helfen:

 

  1. Bewegen Sie sich während des Lesens oder Zuhörens oder tun Sie etwas mit Ihren Händen. Stehen Sie mindestens alle 20 oder 30 Minuten auf und bewegen Sie sich. Machen Sie sich Notizen, unterstreichen Sie sich wichtige Textpassagen, zeichnen Sie sich Diagramme oder Mind Maps. Wichtig ist, dass Sie Ihr nötiges Tätigkeits- bzw. Bewegungspensum erfüllen, um den Lernstoff optimal aufnehmen zu können. Schreiben Sie viel und machen Sie sich Notizen. So können Sie Gehörtes und Gelesenes in etwas Greif- und somit auch Begreifbares verwandeln.

  2. Machen Sie sich Notizen auf Klebe-Zetteln oder Karteikarten. Durch den geringen Platz müssen Sie sich dabei auf bedeutungsreiche Schlüsselbegriffe oder Skizzen beschränken. Ähnlich wie bei dem Erstellen eines Mind Maps erkennen Sie so die wichtigsten Informationen auf einen Blick. Anschließend können Sie dann – wie bei einem Mind Map – die Informationseinheiten einander nach Sinn und Zusammenhang zuordnen. Wenn Sie die Klebe-Zettel auf einen Bogen Papier kleben, haben Sie sich ein „kinästhetisches“ Mind Map erstellt.

  3. Arbeiten Sie beim Lesen mit Häkchen oder anderen Symbolen, um Ihnen anzuzeigen, dass Sie einen Abschnitt vollständig begriffen haben. So geben Sie Ihrem Gehirn den „kinästhetischen“ Befehl, das ganze abzuspeichern.

 

Kognitive Lernstrategien

 

Bei kognitiven Lernstrategien geht es um das eigentliche Lernen: verstehen, auswendig lernen, üben, erinnern, anwenden. Je nach Fachbereich muss man manchmal schlicht auswendig lernen. In anderen Fächern ist es wichtiger gelerntes anzuwenden. Alles kann man mit der richtigen Methode lernen. Hier ein paar der wichtigsten kognitiven Lernstrategien:

 

  1. Auswendig lernen: Manche Dinge muss man einfach auswendig lernen. Hierzu gehören z.B. Vokabeln und manche Begriffe (dessen Namen man sich einprägen muss). Medizinische Begriffe, Paragraphen... die Liste ist lang. Wiederholen, laut aufsagen, das Leitner System mit Karteikarten sind z.B. effektive Lernstrategien zum auswendig lernen. 

  2. Verstehen: Beim Verstehen wird es schon kniffliger. Je abstrakter eine Theorie desto schwieriger kann es sein sie zu verstehen. Hierbei helfen Lernstrategien wie Mindmaps, Texte zusammenfassen, Bildliche Darstellungen und Vergleiche mit ähnlichen Fachthemen. Mitmachen im Unterricht, Fragen stellen sowie  der Austausch mit Kollegen kann das Verständnis fördern. 

  3. Anwenden: Das Ziel jedes Lernens ist das gelernte anwenden zu können. Hier macht Übung den Meister. Wer die Begriffe kennt und das Thema verstanden hat, der muss üben, üben, üben - möglichst mit so vielen verschiedenen Beispielen wie es nur geht. 

 

Metakognitive Lernstrategien

 

Bei metakognitiven Lernstrategien geht es vor allem um die Planung und das richtige Zeitmanagement. Hier ein bunter Blumenstrauß aus den bekanntesten Lernstrategien in diesem Bereich:

 

  1. Colour Coding: Auch bekannt als Lernen nach Farben hilft besonders Menschen, die ein bildliches Gedächtnis haben. Hierbei wird jedem Thema oder Fach eine Farbe zugeordnet und das hilft sowohl beim Zeitmanagement als auch beim Lernen selber. 

  2. Timeboxing: Timeboxing ist eine Methode die auch in der Arbeitswelt häufig genutzt wird. Hierbei wird jeder Aufgabe ein gewisser Zeitraum zugewiesen. Durch die gute Struktur entsteht weniger Stress und man stellt sicher, dass man jedem Thema genügend Aufmerksamkeit widmet. 

  3. Pomodoro Technik: Eine weitere beliebte Methode ist die Pomodoro Technik bei der man sein Lernen selbst mit einer Eieruhr zeitlich strukturiert. Produktives Lernen wechselt sich hier mit regelmäßigen Pausen ab. 

 

Ressourcenbezogene Lernstrategien

 

Bei der ressourcenbezogenen Lernstrategien macht man sich das Lernen schöner. Das steigert die Motivation, was sich immer positiv auf die Ergebnisse auswirkt. Leider kosten diese Strategien auch immer Ressourcen wie Geld oder Zeit.

 

  1. Schöne Materialien und ein schöner Arbeitsplatz: So wie wir lieber ins Fitnessstudio gehen im schönen Sport-Outfit, macht das Lernen auch an einem ordentlichen und schönen Schreibtisch mehr Spaß. Wer schöne Stifte und hübsche Notizen hat, der kann so seine Motivation steigern. 

  2. Lernen mit Freunden: Was vielleicht auf Anhieb nicht nach Produktivität klingt steigert aber die Motivation. Freunde können sich gegenseitig anspornen und selbst ein wenig Wettbewerb kann sich manchmal motivationsfördernd auswirken. Letztendlich muss Lernen immer Spaß machen.

  3. Ein ausgeglichenes Ich: Ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und ein ausgewogenes Privatleben sind das A und O für erfolgreiches Lernen. Wollen wir erfolgreich in der Weiterbildung oder Uni sein, so müssen Sie für ein ausgeglichenes Ich sorgen. Klingt etwas spirituell, ich weiß. Ist aber wahr. Ohne Pausen oder Ausgleich kann das Gehirn gelerntes nicht verarbeiten: also achten Sie auf genügend Schlaf und schöne Inselzeiten die Entspannung schaffen.

 

Für alle Lernstrategien gilt:

 

Jeder Mensch lernt zu einem bestimmten Teil visuell, auditiv, kinästhetisch und kognitiv. Obwohl meistens einer dieser Lerntypen dominiert, können Lernstrategien der anderen Bereiche hilfreich sein.