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Hinterbliebenenrente

Heute spreche ich ein wichtiges Thema an, über das ich kürzlich mit meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Meisterkurs gestolpert bin.

 

Der Tod des Ehe- oder Lebenspartners ist ein schwerer Schicksalsschlag. Damit zum menschlichen Verlust nicht auch noch Existenzängste kommen, zahlt die Deutsche Rentenversicherung fast 6 Millionen Renten an hinterbliebene Ehe- und Lebenspartner. 

 

Vielfach spricht man noch immer von „Witwenrente“. Doch die Hinterbliebenenrente, wie sie offiziell heißt, steht Männern wie Frauen gleichermaßen zu. Hier gab es in den letzten Jahren einschneidende Änderungen, welche für meinen Teil kaum kommuniziert wurden!

 

Wer hat Anspruch auf die Hinterbliebenenrente?

 

Die Hinterbliebenenrente können Sie erhalten,

  • wenn Sie mit der verstorbenen Person bis zu ihrem Tod verheiratet waren und
  • wenn diese eine Rente bezogen hat oder Anspruch hierauf gehabt hätte.

 

Letzteres ist immer dann der Fall, wenn die verstorbene Person mindestens fünf Jahre lang Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.

 

Die Hinterbliebenenrente können Sie auch zusätzlich zu Ihrer eigenen Altersrente erhalten. Ihr eigenes Einkommen wird allerdings auf die Hinterbliebenenrente angerechnet. Insbesondere Ihre gesetzlichen Rente und Erwerbseinkommen wie auch Kapitaleinkünfte, private Renten, Betriebsrenten und Elterngeld werden auf die Höhe der Hinterbliebenenrente angerechnet.

 

Die Hinterbliebenenrente wird in der Regel nicht gezahlt, wenn die Ehe weniger als ein Jahr bestanden hat. Ausnahmen von dieser Ein-Jahres-Klausel gelten beispielsweise dann, wenn der Partner durch einen Unfall ums Leben gekommen ist.

 

 

Höhe: Wie hoch könnte meine Witwenrente sein?

 

Die Höhe der Witwenrente hängt von den Rentenansprüchen der verstorbenen Person ab.

 

Für die ersten drei Monate nach deren Tod gilt die Regel des Sterbevierteljahrs. Das heißt: Drei Monate lang wird Ihnen die Rente voll weitergezahlt. Ihr eigenes Einkommen wird in dieser Zeit auch nicht auf die Hinterbliebenenrente angerechnet.

 

Falls die verstorbene Person noch keine Rente bezogen hat, haben Sie Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente, welche die verstorbene Person hätte erhalten können.

 

 

Was gilt nach dem Sterbevierteljahr?

 

Ab dem vierten Monat nach dem Tod des Partners fällt die Hinterbliebenenrente niedriger aus. Wie hoch sie ist, hängt vor allem von zwei Faktoren ab:

 

der Höhe der Rente beziehungsweise der Rentenansprüche des Verstorbenen und

Ihrem eigenen Lebensalter.

 

Je nachdem wie alt Sie sind, können Sie die höhere große Witwenrente oder die niedrigere kleine Witwenrente erhalten.

 

 

Wie hoch ist die Hinterbliebenenrente?

 

Die große Witwenrente beträgt 55 oder 60 Prozent der Rente, die der Partner bei seinem Tod bekam oder bekommen hätte. Welcher Satz gilt, hängt davon ab, ob im konkreten Fall altes oder neues Recht heranzuziehen ist.

 

Bei der kleinen Witwenrente sind es nur 25 Prozent und sie wird nur für 24 Monate gewährt! Dazu kommt meist noch ein Kinderzuschlag.

 

 

Wer bekommt die große Witwenrente?

 

Die große Witwenrente können Witwen und Witwer ab einem bestimmten Alter erhalten. Ab welchem Alter Sie Anspruch auf die große Witwenrente haben, hängt davon ab, wann Ihr Partner gestorben ist. Seit 2012 wird die Altersgrenze für die große Witwenrente jährlich angehoben.

 

Für Todesfälle im Jahr 2023 gilt: Anspruch auf große Witwenrente besteht ab einem Alter von mindestens 46 Jahren.

 

 

Können auch Jüngere die große Hinterbliebenenrente erhalten?

 

Wenn Sie die Altersgrenze noch nicht erreicht haben, können Sie die große Hinterbliebenenrente trotzdem erhalten, nämlich wenn Sie

  • erwerbsgemindert oder erwerbsunfähig sind oder
  • ein eigenes Kind oder ein Kind des/der Verstorbenen erziehen.

 

Wer bekommt die kleine Witwenrente?

 

Die kleine Witwenrente erhalten Witwen und Witwer, die die Voraussetzungen für die große Hinterbliebenenrente nicht erfüllen. 

 

Dies ist immer dann der Fall, wenn Sie

  • jünger als 46 Jahre sind (gilt 2023),
  • nicht erwerbsgemindert sind und
  • kein Kind erziehen.

Seit 2012 steigt die Altersgrenze stufenweise auf 47 Jahre an.

 

 

Dauer: Wie lange wird die Witwenrente gezahlt?

 

Hinterbliebenenrente steht Ihnen nur so lange zu, wie Sie ledig bleiben. Wenn Sie wieder heiraten oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, geht der Anspruch auf die Witwenrente Fall verloren. Bei erneuter Heirat können Sie allerdings eine Abfindung auf die Witwenrente in Höhe von zwei Jahresrenten erhalten.

 

Ansonsten wird die große Witwenrente bis zum Tod gezahlt. 

 

Bei der kleinen Hinterbliebenenrente ist dies anders. Sie wird nur 24 Monate gewährt. Das ist im neuen Recht der Hinterbliebenenrente so geregelt.

 

 

Witwenrente: altes Recht oder neues Recht?

 

Wie viel und wie lange Sie eine Witwenrente erhalten, hängt auch davon ab, welches Recht zur Anwendung kommt. Der Gesetzgeber hat bereits vor rund zwei Jahrzehnten die Hinterbliebenenrente reformiert. Bei Ehen ab 1. Januar 2002 gilt immer neues Recht.

 

Altes Recht gilt:

  • wenn Ihr Ehepartner vor dem 1. Januar 2002 verstorben ist oder
  • wenn Sie vor dem 1. Januar 2002 geheiratet haben und mindestens ein Ehepartner vor dem 2. Januar 1962 geboren ist.

 

Quintessenz

 

Obwohl Deutschland ein sehr sozialer Staat ist, finde ich diese Anpassungen der Hinterbliebenenrente mehr als fragwürdig. Denn wenn ich lese, dass eine kleine Hinterbliebenenrente nur für 24 Monate gezahlt wird, fehlt mir die Menschlichkeit und ich bekomme das Gefühl, dass jüngere Menschen nicht ausreichend Zeit erhalten um Ihren verstorbenen Partner trauern zu können.