Die mündliche Bilanzbuchhalterprüfung
- Eva Heinz-Zentgraf
- vor 6 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Die mündliche Prüfung stellt einen entscheidenden Meilenstein in der Karriere eines angehenden Bilanzbuchhalters dar.
Sie fordert nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern auch Präsentations- und Argumentationsstärke. Doch keine Sorge, mit der richtigen Vorbereitung und Struktur lässt sich dieser wichtige Schritt meistern.
In diesem Blogartikel schauen wir uns die einzelnen Phasen der mündlichen Prüfung genauer an, beleuchten typische Herausforderungen und ich gebe Ihnen praktische Tipps für Ihre gelungene Vorbereitung.
Zulassung zur mündlichen Prüfung: Die erste Hürde
Der Weg zur mündlichen Prüfung ist streng geregelt. Gemäß § 6 Abs. 1 der Prüfungsordnung wird die Einladung erst nach erfolgreichem Bestehen der schriftlichen Klausuren ausgesprochen.
Die schriftlichen Prüfungen dienen dabei als Filter, um sicherzustellen, dass nur Kandidaten mit dem notwendigen Wissensniveau weiterkommen.
Mindestens 50 Punkte in jeder der drei Klausuren sind erforderlich – ein klares Indiz für die Qualität und Belastbarkeit der Teilnehmer. Wer diese Hürde nimmt, darf sich auf die nächste Herausforderung freuen: die mündliche Prüfung.
Bestandteile und Themen der mündlichen Prüfung
Die mündliche Prüfung ist zweigeteilt:
Präsentation eines betrieblichen Problems:
Hierbei geht es um die Darstellung und Lösung eines praxisnahen Falls, häufig aus den Bereichen der Jahresabschlusserstellung oder -bewertung. Besonders gefragt sind analytische und konzeptionelle Fähigkeiten. Ein Beispielthema könnte die Handhabung von Unternehmenskrisen sein, etwa in Form von Rentabilitäts-, Ertrags- oder Liquiditätskrisen.
Fachgespräch:
Dieses intensiviert die Diskussion aus der Präsentation und fordert breites Wissen zu betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Themen. Typische Fragen könnten etwa die Anwendung von Kennzahlen oder die Bewertung von Jahresabschlüssen betreffen.
Unternehmenskrisen als Kernthema
Ein zentraler Prüfungsgegenstand ist der Umgang mit Krisen. Die Kandidaten müssen nachweisen, dass sie verschiedene Krisenszenarien erkennen und geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung eines Unternehmens vorschlagen können.
Die häufigsten Krisenarten sind:
Rentabilitätskrise: Umsatz- und Gewinnrückgänge führen zu steigenden Lagerbeständen und potenziell wachsender Verschuldung. Ohne Gegenmaßnahmen, wie Kostensenkung oder Neuausrichtung der Produktpalette, droht der Verlust von Marktanteilen.
Ertragskrise: Negative Betriebsergebnisse, Eigenkapitalschwund und Personalabbau kennzeichnen diese Phase. Unternehmen greifen oft zu Restrukturierungsmaßnahmen, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu stabilisieren.
Liquiditätskrise: Erschöpfte Kreditlinien und Zahlungsunfähigkeit bedeuten oft das Aus. In dieser kritischen Phase stehen Unternehmen unter immensem Druck, frische Finanzmittel zu sichern, um Insolvenzen abzuwenden.
Ablauf der mündlichen Prüfung
Der Ablauf ist klar strukturiert und beginnt mit einer Identitätsprüfung der Kandidaten. Danach folgt eine kurze Vorbereitungsphase, in der die zugelassenen Hilfsmittel bereitgestellt werden.
Der Prüfungsprozess selbst gliedert sich in folgende Phasen:
Präsentation: Etwa ein Drittel der Bewertung entfällt auf diesen Teil. Hier kommt es darauf an, komplexe Themen klar und überzeugend darzustellen.
Fachgespräch: Dieser Teil macht zwei Drittel der Bewertung aus und verlangt vertiefte Kenntnisse sowie die Fähigkeit, auf spontane Fragen präzise zu antworten.
Nach der Prüfung gibt der Ausschuss ein direktes Feedback. Sollte die Prüfung nicht bestanden werden, besteht unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit zur Wiederholung.
Tipps zur erfolgreichen Vorbereitung
Um bestens gerüstet in die Prüfung zu gehen, ist eine strukturierte Vorbereitung das A und O. Hier einige bewährte Strategien:
Praxisorientierte Vorbereitung:
Simulieren Sie die Prüfungssituation mit Kollegen oder Mentoren.
Erstellen Sie eine überzeugende Präsentation, die einen klaren roten Faden hat.
Bereiten Sie sich auf Fragen zu relevanten Gesetzesgrundlagen wie dem Handelsgesetzbuch (HGB) oder dem Einkommensteuergesetz (EStG) vor.
Fachwissen festigen:
Wiederholen Sie wichtige Themen wie die Bilanzanalyse, die Bewertung von Rückstellungen und die Anwendung von Steuerwahlrechten.
Nutzen Sie Fachliteratur oder Online-Kurse, um Ihr Wissen aufzufrischen.
Soft Skills stärken:
Üben Sie Ihre Präsentationstechnik und achten Sie auf eine souveräne Körpersprache.
Entwickeln Sie eine klare und prägnante Ausdrucksweise, um im Fachgespräch zu überzeugen.
Stressmanagement:
Bauen Sie in der Vorbereitungsphase regelmäßige Pausen ein, um Überlastung zu vermeiden.
Atem- und Entspannungsübungen helfen, Nervosität vor und während der Prüfung abzubauen.
Die häufigsten Stolperfallen
Auch wenn Sie bestens vorbereitet sind, gibt es typische Fehler, die Sie vermeiden sollten:
Unklare Struktur: Eine unsaubere Präsentation ohne klare Gliederung wirkt unprofessionell.
Falscher Fokus: Verzetteln Sie sich nicht in Details, sondern konzentrieren Sie sich auf die zentralen Aussagen.
Defensive Haltung: Seien Sie im Fachgespräch aktiv und zeigen Sie Initiative. Zögern Sie nicht, Nachfragen zu stellen, wenn Ihnen eine Frage unklar ist.
Quintessenz
Die mündliche Prüfung ist mehr als nur ein Wissenscheck – sie testet Ihre Fähigkeit, in einer stressigen Situation fachlich und rhetorisch zu glänzen.
Eine gründliche Vorbereitung, gepaart mit praktischen Übungen und einem soliden Fachwissen, ist der Schlüssel zum Erfolg.
Denken Sie daran: Jede Krise, die Sie in der Prüfung meistern, ist eine Übung für die Herausforderungen des Berufslebens.
Nutzen Sie diese Chance, um zu zeigen, was in Ihnen steckt.
Viel Erfolg! 🎓