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Finanzanalyse: Ein Schlüssel zur ökonomischen Stabilität eines Unternehmens

Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein solides Haus bauen. Genau wie bei einem Hausbau ist es auch bei der Finanzanalyse eines Unternehmens wichtig, ein stabiles Fundament zu haben.

 

Dies gewährleistet die langfristige Stabilität und den Erfolg des Unternehmens. Heute werden wir uns auf zwei wichtige Aspekte der Finanzanalyse konzentrieren: die vertikale und horizontale Kapitalstruktur sowie die statische und dynamische Liquidität.

 

Die Finanzanalyse eines Unternehmens bietet einen detaillierten Einblick in die finanzielle Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Ein zentraler Bestandteil dieser Analyse ist die Betrachtung der Kapitalstruktur und der Liquidität. Doch was bedeuten diese Begriffe genau und warum sind sie so wichtig? Beginnen wir mit der Kapitalstruktur.

 

 

Vertikale und horizontale Kapitalstruktur

 

Vertikale Kapitalstruktur

 

Die vertikale Kapitalstruktur betrachtet das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital innerhalb eines Unternehmens. Einfach gesagt, es zeigt, wie das Unternehmen finanziert wird: durch eigenes Geld (Eigenkapital) oder durch geliehenes Geld (Fremdkapital).

 

Eigenkapital:

  • Dieses Kapital stammt aus den eigenen Mitteln des Unternehmens, einschließlich Investitionen der Eigentümer oder einbehaltener Gewinne.
  • Ein hoher Eigenkapitalanteil wird oft als Indikator für finanzielle Stabilität angesehen, da es zeigt, dass das Unternehmen weniger abhängig von externen Finanzierungen ist.

 

Fremdkapital:

  • Dies umfasst alle Schulden des Unternehmens, wie Bankdarlehen, Anleihen oder Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.
  • Während Fremdkapital oft günstiger als Eigenkapital ist (aufgrund von Steuervorteilen und niedrigeren Zinsen), erhöht ein hoher Fremdkapitalanteil das finanzielle Risiko des Unternehmens, insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

 

Horizontale Kapitalstruktur

 

Die horizontale Kapitalstruktur analysiert die Fristen, in denen Kapital zur Verfügung steht und wie es genutzt wird. Hierbei wird zwischen kurzfristigem und langfristigem Kapital unterschieden:

 

Kurzfristiges Kapital:

  • Dieses Kapital steht dem Unternehmen weniger als ein Jahr zur Verfügung. Es umfasst kurzfristige Verbindlichkeiten wie Kredite und Lieferantenschulden sowie kurzfristige Vermögenswerte wie Lagerbestände und Forderungen.

 

Langfristiges Kapital:

  • Dieses Kapital steht dem Unternehmen länger als ein Jahr zur Verfügung und umfasst langfristige Verbindlichkeiten wie Hypotheken und Anleihen sowie langfristige Vermögenswerte wie Immobilien und Maschinen. 

 

Statische und dynamische Liquidität

 

Statische Liquidität

Die statische Liquidität gibt einen Schnappschuss der Fähigkeit eines Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt zu decken. Sie wird oft durch verschiedene Kennzahlen gemessen, wie:

 

 

Current Ratio (Liquiditätsgrad 1. Grades):

Formel: Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten

 

Diese Kennzahl zeigt, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinen kurzfristigen Vermögenswerten zu decken. Ein Wert über 1 bedeutet, dass das Unternehmen genügend kurzfristige Vermögenswerte hat, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen.

 

 

Quick Ratio (Liquiditätsgrad 2. Grades):

Formel: (Umlaufvermögen - Vorräte) / kurzfristige Verbindlichkeiten

 

Diese Kennzahl ist strenger als das Current Ratio, da sie die Vorräte ausschließt. Sie zeigt, wie gut ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten ohne den Verkauf von Vorräten decken kann.

 

 

Dynamische Liquidität

Die dynamische Liquidität betrachtet den Cashflow eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum. Sie analysiert die Fähigkeit des Unternehmens, in der Zukunft liquide zu bleiben und alle fälligen Zahlungen zu leisten. Hierbei werden folgende Aspekte betrachtet:

 

Operating Cash Flow:

  • Dieser gibt an, wie viel Bargeld das Unternehmen aus seiner operativen Tätigkeit generiert. Ein positiver Cashflow aus den operativen Aktivitäten zeigt, dass das Unternehmen in der Lage ist, seine laufenden Ausgaben zu decken und möglicherweise Investitionen zu tätigen oder Schulden zu tilgen.

 

Free Cash Flow:

  • Formel: Operating Cash Flow - Investitionsausgaben
  • Der Free Cash Flow gibt an, wie viel Bargeld nach den notwendigen Investitionen übrig bleibt. Ein positiver Free Cash Flow ermöglicht es dem Unternehmen, Dividenden zu zahlen, Schulden zu reduzieren oder in weiteres Wachstum zu investieren.

 

Gesetzliche Grundlagen und praktische Anwendung

 

Ein Blick auf die gesetzlichen Grundlagen kann helfen, die Bedeutung dieser Konzepte zu vertiefen. In Deutschland sind die relevanten Vorschriften im Handelsgesetzbuch (HGB) und im Steuerrecht zu finden. Hier einige relevante Punkte:

 

Kapitalstruktur: Das HGB fordert eine ordnungsgemäße Buchführung und Bilanzierung, die die finanzielle Lage des Unternehmens realistisch abbildet (siehe § 238 HGB und folgende). Eine solide Kapitalstruktur ist hier von entscheidender Bedeutung.

 

Liquidität: Unternehmen müssen ihre Zahlungsfähigkeit sicherstellen. Dies wird in § 64 GmbHG und § 92 AktG betont, die Geschäftsführer und Vorstände zur Überwachung der Liquidität verpflichten.

 

 

Quintessenz

 

Die Finanzanalyse ist ein unverzichtbares Werkzeug für jedes Unternehmen, um seine finanzielle Gesundheit zu überwachen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Die vertikale und horizontale Kapitalstruktur bieten wertvolle Einblicke in die Finanzierungsquellen und die Nutzung des Kapitals.

 

Gleichzeitig ermöglichen die statische und dynamische Liquidität eine Bewertung der Zahlungsfähigkeit und der zukünftigen finanziellen Stabilität des Unternehmens.

 

  • Vertikale Kapitalstruktur: Misst das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital und zeigt die finanzielle Stabilität und Abhängigkeit von externen Finanzierungen.
  • Horizontale Kapitalstruktur: Unterscheidet zwischen kurz- und langfristigem Kapital und hilft bei der Beurteilung der Fristigkeit der Finanzierung.
  • Statische Liquidität: Bietet einen Momentaufnahme der Fähigkeit des Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken.
  • Dynamische Liquidität: Analysiert den Cashflow über einen Zeitraum und zeigt die Fähigkeit des Unternehmens, langfristig liquide zu bleiben.

 

Eine gründliche Finanzanalyse, die diese Aspekte berücksichtigt, unterstützt Unternehmen dabei, ihre finanzielle Gesundheit zu sichern und fundierte strategische Entscheidungen zu treffen.

 

So wird aus einem stabilen Fundament ein starkes, zukunftsfähiges Unternehmen.